Die Geschichte des Rads

Seit der Erfindung des Fahrrads Anfang des 19. Jahrhunderts hat dieses eine unglaubliche technische Evolution durchlaufen. Was heute für die meisten von uns wie selbstverständlich scheint, war einst undenkbar und alles andere als eine komfortable Art der Fortbewegung. Es waren unzählige Anpassungen notwendig, bis das beräderte Gefährt in der Mitte der Gesellschaft als nützliches Fortbewegungsmittel akzeptiert wurde.

Die Erfindung des Fahrrads hat man dem deutschen Erfinder Karl von Drais zu verdanken, der auf seinem Gebiet wahre Pionierarbeit leistete. Der Baron schuf im Jahr 1817 ein steuerbares Vehikel mit zwei Rädern. Es stellte zunächst nicht viel mehr als einen grobförmigen Prototypen aus Holz dar, der weder über einen Pedalantrieb mit einer Kette, geschweige denn über irgendein Bremssystem verfügte. Man könnte sagen, es handelte sich um eine Art Laufrad. Nach dem Vorbild der alten Pferdekutschen waren die Räder mit einem Satz Speichen aus Holz versehen und mittels einer einfachen Narbe von Metallgabeln gefasst. Diese wiederum wurden an den Enden eines leicht geschwungenen, schlichten Rahmens befestigt. Die Fahrer mussten die Räder in Gang setzen, indem sie sich mit ihren Füßen von der Straße abstießen und die Schwungkraft versetzte sie ins Rollen. Seiner Zeit fand die neue Erfindung kaum größere Beachtung und wurde von vielen eher belächelt. Und es sollte weitere 45 Jahre bis zur nächsten technischen Verbesserung dauern. Erst 1863 wurden die Fahrzeuge dann mit Hebeln und Pedalen aufgerüstet, was eine neuartige Form der Fortbewegung per Pedalkraft ermöglichte.

Es gab mehrere französische Entwickler wie beispielsweise Ernest Michaux oder Pierre Lallement, die die ursprüngliche Form der Vehikel grundlegend änderten und eigene Prototypen bauten. Sie versahen die Vorderrad-Achsen mit Pedalen und vergrößerten den Radius der Vorderräder erheblich, während die Hinterräder stark verkleinert wurden. Kurz bevor sie endgültig aus der Mode kamen, wurden diese Hochrad-Modelle als sogenannte penny-farthings bekannt. Die englische Wortkombination spielt auf die Asymmetrie der Räder an: Penny und Farthing (Viertelpenny) sind unterschiedlich große Münzen.

Ihren Höhepunkt erlebten diese Hochräder in den 1870ern und -80ern. Eigentlich wollte man die Stabilität durch die großen Räder erhöhen, doch weil die Verletzungsgefahr zu hoch war, wurden sie vorwiegend für sportliche Aktivitäten und Wettkämpfe verwendet. Bekanntheit erlangte das Hochrad auch durch die Aktion des Engländers Thomas Stevens, der damit eine Reise um die Welt machte.

Der Engländer namens John Kemp Starley – ein Neffe des Hochrad-Entwicklers James Starley – ist verantwortlich für die nächste signifikante technische Verbesserung. Im Jahr 1885 brachte er die Räder zurück auf das gleiche Format und stattete sein Model mit einem Ketten-Rad-Antrieb aus. Seine als sicheres Rad angesehene Variante diente den späteren moderneren Designs als Vorbild. Dieses Modell wurde mit weiteren technischen Verbesserungen und Besonderheiten versehen wie zum Beispiel neuartigen Bremsen oder Rädern. In den 1890ern stieg das allgemeine Interesse an den neuen Zweirädern zusehends. Auch in Europa und den Vereinigten Staaten erkannten immer mehr Menschen den positiven Wert dieser innovativen technischen Errungenschaft.